Zweieinhalb Menschen unterwegs

Schlagwort: RV

Die Natur muss gefühlt werden

Durch unseren kleinen, der Hitze von Palm Springs geschuldeten, Umweg über Vista und unserem Aufenthalt im dortigen Ocean Avenue RV Park nahmen wir wieder unsere „alte“ Route auf, welche uns Richtung Cuyamaca Rancho State Park führen sollte. Wir planten die Fahrt über Escondido, Poway, an Santee vorbei über die Interstate 8 von der wir bei Los Terrenitos nördlich auf dem Highway 79 Richtung Cuyamaca Rancho State Park fuhren. In unserem Reiseführer hatte ich am Vortag einen sowohl amüsanten als auch fraglichen Zwischenstop gefunden, den wir uns unbedingt anschauen wollten: das Creation & Earth History Museum in Santee.

Kurz vor unserer Ankunft in Santee und dem Creation & Earth History Museum entdeckte ich am Rande der Interstate ein Aerospace Museum – ein Flugzeugmuseum! Auf dem Vorfeld konnte man schon verschiedene Modelle an historischen Kampfflugzeugen sehen und somit war ein kurzer Zwischenstop fest eingeplant – Pepe musst eh kurz mal raus aus seinem Sitz und frische Luft bekommen 🙂

Das Museum ist eher spartanisch, dafür aber kostenfrei. Die Flugzeuge sind in einem mäßigen Zustand, wobei die Instandhaltung eben auch Geld kostet. Auf dem Vorfeld sieht man (neben diversen ausgeschlachteten Hubschraubern und Motoren) Modelle aus dem zweiten Weltkrieg über Flugzeuge welche in Vietnam eingesetzt wurden bis hin zu heutigen Exemplaren. In einer Halle, die mehr einer Werkstatt ähnelt, kann man noch einen Ryan X-13 Vertijet bestaunen, einen der der ersten (experimentellen) VTOL (vertical take-off and landing) Flugzeuge – mit diesem Flugzeug konnte gezeigt werden, dass vertikale Starts und Landungen möglich waren. Zu dieser Zeit (Mitte der 50er Jahre) war das eine große Leistung, wenngleich der spätere AV-8 Harrier einen größeren Erfolg beim Einsatz auf Flugzeugträgern verbuchen da auch er vertikal starten und landen konnte und somit deutlich weniger Platz benötigten.

Hinweis: alle auf den Bildern dargestellten Flugzeuge befinden sich im Eigentum des San Diego Aerospace Museum

Nach dem Besuch im Flugzeug Museum wollten wir einen kleinen Mittagssnack einwerfen. Als wir Ende 2014 schonmal in den USA waren, wurde uns von unseren Freunden Matthias & Jana der In-N-Out Burger empfohlen – wenn man denn unbedingt Fast-Food essen will. Das Konzept ist relativ einfach: es gibt genau drei Burger – Hamburger, Cheeseburger und einen Double-Double (quasi einen Hamburger und Cheeseburger gemischt). Mehr nicht (bis auf die üblichen Fries). Dadurch sind die Burger aber (im Vergleich zum sonst deutlich schlechteren Fast-Food in den USA) besser und man kann von Geschmack reden. Neben den drei auf der Karte offensichtlich bestellbaren Burgern gibt es angeblich noch „Hiddenmenus“ mit Spezialangeboten, die ich aber nicht ausprobiert habe (angeblich u.A. einen einen „Burger“, der nur aus drei Fleischscheiben besteht… naja).

Frisch gestärkt ging es weiter zum Creation & Earth History Museum. Bei dem Museum handelt es sich um (den Versuch) einer „wissenschaftlichen Erklärung“ der Bibel und warum Gott für alles Existente (und Vergangene) der Schöpfer sein muss (und warum Darwin mit seiner Evolutionstheorie Humbug ist). Dort „lernt“ man u.A., dass das Himalaya sich in wenigen Jahren aufgefaltet haben muss, da die Erde ja erst 10000 Jahre alt ist, dass Noah Dino-Eier auf seiner Arche mitgeführt hat und warum Gott existieren muss (weil es keinen Beleg dafür gibt, dass er nicht existiert… ja, genau). Ich lasse die Bilder mal für sich sprechen:

Nach unserem aufschlussreichen Zwischenstop ging es dann weiter Richtung Cuyamaca Rancho State Park. Der Park liegt auf knapp 5000 ft (ca. 1600m) Höhe mitten im Wald und bietet eine einzigartige Atmosphäre. Die Sites sind sehr großzügig und man fühlt sich eher bei der Flora und Fauna zu Besuch als andersrum. Ringsherum piepst und klappert es, Hasen und Hörnchen (Zwiesel = Squirrels) hoppeln vorbei, Unmengen von Vögel flattern umher. Und lt. Wikipedia soll es dort Pumas geben, die vor knapp 20 Jahren sogar für die Besucher recht gefährlich wurden, da sie regelmäßig ins Camp „eingedrungen“ sind und sogar einmal (1994) eine Wanderin getötet haben (seitdem ist nichts mehr passiert). Sobald es dann Nacht wird erstreckt, sich über dem Camp ein einzigartiger Sternenhimmel, wie man ihn selten so ungestört zu Gesicht bekommt.

In diesem State Park fühlt man sich ganz schnell wie ein „Eindringling“ in den Lebensraum der dort befindlichen Tiere.

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Am nächsten Morgen brachen wir nach Pepes Vormittagsschlaf wieder gegen 11:45 Uhr auf und wollten beim nördlich gelegenen Cuyamaca Lake (See) kurz Halt machen und ggfs. (wenn es Pepes Laune zuließ) einen Mittagssnack in Julian einnehmen. Die Gegend des Cuyamaca State Parks wurde 2003 von einem verheerenden Waldbrand heimgesucht, wovon heute noch die hunderte verbrannten Bäume zeugen. Nach dem Waldbrand hat man jedoch nicht angefangen die verbrannten Bäume zu roden sondern die Natur sich selbst überlassen. Jetzt, knapp 13 Jahre später ist die Vegetation an vielen Stellen zurückgekehrt. Jedoch sieht man überall noch die verbrannten Bäume als Zeugen des damaligen Brands stehen und teilweise wirkt die Landschaft wie aus einem Horrorfilm bzw. erwartet man mittendrin ein Hexenhaus.

Verbrannte Bäume im Cuyamaca Rancho State Park

Verbrannte Bäume im Cuyamaca Rancho State Park

Cuyamaca Lake

Cuyamaca Lake

Cuyamaca Lake

Cuyamaca Lake

Cuyamaca Lake

Cuyamaca Lake

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Julian ist eine künstlich auf Wild-Western-Stil getrimmte Kleinstadt die offensichtlich rein vom (durchreisenden) Tourismus lebt. Bekannt ist vor allem der Julian Pie aus der gleichnamigen Julian Pie Company. Da wir dann doch keinen Zwischenstop schafften, da Pepe seinen Mittagsschlaf einnehmen musste machten wir nur eine kleine Rundfahrt durch Julian und fuhren sonst über die Julian Road, Ramona, vorbei an Santee nach San Diego Richtung Silver Strand State Beach. Während eines kurzen Zwischenstops bei VONS gab es dann doch noch die Möglichkeit einen „richtigen“ Julian Pie zu kaufen (die Möglichkeit ließen wir uns nicht entgehen) und schon ging es weiter Richtung Strand.

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Der Silver Strand State Beach ist ein öffentlicher Campground direkt am Pazifik – und mit direkt, meine ich direkt! Unser RV steht quasi auf einem Parkplatz (gewöhnungsbedürftig), jedoch ist der Strand nur 20m davor und dann auch gleich 50 – 60m breit. Wir kamen gegen 15Uhr an und Pepe konnte erstmal eine Runde draußen spielen. Nach seinem üblichen Nachmittagsschläfchen (dieses Mal habe ich Chance genutzt und mich dazu gelegt 🙂 ) bekam er seinen Brei und wir machten uns zu einer kleinen Strandrunde. Pepe gefiel der Wind wiederum ganz und gar nicht, ich konnte immerhin 10 Minuten im Pazifik baden gehen. Die Wassertemperatur ist absolut erträglich, jedoch merkt man die Kraft und Gewalt dieses Ozeans doch deutlich. Das ist eine ganz andere Nummer als so ein schnödes Mittelmeer 😉

Nachdem Pepe ins Bett gebracht wurde haben wir uns noch den Sonnenuntergang angeschaut, welcher hier natürlich traumhaft schön ist. nachdem die sonne jedoch untergegangen war, merkte man die Unzulänglichkeit des Campgrounds doch deutlich – die Enge und damit Lautstärke und das Parkplatzambiente treten deutlich hervor wenn dann mal die Sonne weg ist. Da wir auch leider nur noch einen Platz in der zweiten Reihe ohne direkten Blick auf das Meer ergattern konnten verzogen wir uns recht schnell in den Camper (eher unüblich bisher auf unserer Reise), wo dann der nächste und die kommenden Tage in San Diego geplant wurden 🙂

Land der Gegensätze 

Wir waren doch etwas blauäugig mit einem Säugling in die Wüste zu fahren, aber mit ein wenig Umplanung hat alles ganz gut geklappt. Mit dieser Hitzeperiode von Höchsttemperaturen von 50 Grad Celsius konnte ja auch niemand rechnen ? Wir waren also wie geplant im Emerald Desert RV Resort mitten in der Wüste, da uns dort aber ein Full Hook-up erwartete und wir die Klimaanlage laufen lassen konnten, fuhren wir diesen wie geplant an – ohne es zu bereuen. Ein sehr schöner privater Campground, der nur wenige Gäste herbergte und uns mit Pool und Grün erwartete. Kaum angekommen, schloss René uns erstmal an Strom und Wasser an und wir verbrachten die angenehme Temperatur von immer noch 49 Grad mit der Klimaanlage innerendes Campers, wo Pepe schlafen konnte. Draußen war natürlich auch niemand zu sehen. René wagte es kurz sich draußen in den Schatten zu setzen, aber die Betonung liegt auf kurz 😉 Erst am Abend gingen René und ich abwechselnd im Pool baden, bei mittlerweile angenehmen 46 Grad im Schatten. ? Um halb sieben Uhr abends. Dafür konnten wir den Abend draußen schwitzend verbringen, den Erdbeermond bestaunen (gleichzeitiger Vollmond mit Sommersonnenwende) und Pepito schlief drinnen mit Klimaanlage.



Am nächsten morgen war es schon nicht mehr ganz so heiß und wir guckten die erste Halbzeit des Deutschlandspiels sogar draußen, verlegten aber die zweite nach drinnen. Im Anschluss ging es zurück Richtung Küste, raus aus der Wüste und nach Vista zum Olive Avenue RV Campground. Dort gab es deutlich weniger Hitze, aber da wir wegen unseres Einkaufs nach fünf ankamen und somit nach den Öffnungszeiten des Büros, gab es leider kaum Infos für uns, lediglich den Stellplatz, der doch sehr eng war. Aber wir waren hauptsächlich froh, wieder draußen sitzen zu können. Ohne Grillplatz gab es zwar nur Pasta statt Würstchen, aber Renés neues big bang Monopoly wurde endlich eingeweiht 🙂

Am nächsten morgen ging es dann wieder hoch in die Berge in den Cuyamaca Rancho State Park, der nur knapp zwei Stunden mit dem Auto entfernt liegt, aber die Vielfalt des Landes Kalifornien aufzeigt. Von der stark besiedelten etwas kühleren Küste Richtung Wüste gibt es viele Bäume und eine komplett andere Vegetation als noch die zwei Tage zuvor. Hier wechselt sich wirklich innerhalb weniger Fahrstunden die komplette Landschaft, Vegetation, Tierwelt und Temperatur ab.

It’s getting hot in here (so hot!)

Nach unserem letzten Kontrastprogramm hinsichtlich Aussicht und Platzangebot zog es uns vom Campground in Pomona weiter nördlich von Los Angeles durch San Bernardino Richtung unseres nächsten Campgrounds in Banning. Da wir am Wochenende im wunderschönen Joshua Tree Nationalpark übernachten wollten stand noch ein „kleiner“ Großeinkauf an. Diesen erledigten wir direkt in Pomona und nutzten unsere Safeway Mitgliedschaft noch um für 2,25$ pro Gallon zu tanken – das sind ca. 50 Cent pro Liter 😉

Da der Campground in Pomona nicht so vielversprechend war und wir unbedingt mal Pepe wieder mehr Zeit geben wollten, sich draußen etwas auf dem Boden zu kugeln planten wir die Ankunft in Banning für den frühen nachmittag. Bisher waren die KOA Campgrounds eher ernüchternd und somit stellten wir uns auch wieder auf einen übertrieben, mit vielen Attraktionen vollgestopften oder einen viel zu engen (ich nannte es „funktional“) Campground ein. Jedoch hat uns der KOA Campground in Banning positiv mit großen und schönen Sites überrascht. Grillplatz, Feuerstelle, schattig und viel Platz. Ich hab spontan noch gefragt, ob wir unsere Site tauschen können, da Sites mit „Back-In“ (rückwärts einparken) oftmals eine schönere Wiese / Fläche hinter dem RV haben und wir nur eine „Pull-Through“ (d.h. zum durchfahren) gebucht hatten. War alles kein Problem, ich durfte mir die Site einfach aussuchen 🙂

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Am Abend besuchten uns noch Matthias & Jana, die bereits am Freitag gelandet sind und auf ihrer „Durchreise“ vom Flughafen Ontario zu Ihrer Unterkunft südlich des Joshua Tree Nationalparks an Banning vorbeifuhren. Ein kleiner Schlummertrunk war somit gewährleistet. Der Plan sah vor, dass wir uns am nächsten Tag an der Abzweigung der Interstate 10 (I-10) auf den Highway 62 trafen, der uns direkt nördlich zum Jumbo Rocks Campground führen sollte.

Der Start vom Banning KOA musste dieses Mal deutlich früher als sonst geschehen, da es im Jumbo Rocks Campground keine Möglichkeiten zur Reservierung einer Site gibt – first come, first serve. Da Nicole herausgefunden hatte, dass alle Camper, die vor 12 Uhr im Campground waren, immer einen Platz bekommen haben, war dies genau unser Plan. Pepe nahm somit sein Vormittagsschläfchen im Camper ein und wir machten uns auf den Weg. Eigentlich wollten wir Matthias & Jana in Morongo Valley in einem Cafe vom Frühstück einsammeln – als wir aber auf ca. 1 Meile heran waren, wurde uns über Walkie Talkie mitgeteilt, dass es noch etwas dauert. Am Abend vorher hatten vorsorglich Walkie Talkies verteilt, da wir erwartet hatten (und so kam es auch), dass in der Nähe des Joshua Tree Nationalparks kein Mobilfunknetz vorhanden sein wird.

Immer entlang des Highway 62 fuhren wir mitten durch die Wüste. So langsam mussten wir auch die Klimaanlage ein wenig höher drehen – dass dies noch nicht reichen sollte, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Gegen 11 Uhr erreichten wir Jumbo Rocks und waren erstmal überwältigt von der Lage und Schönheit der Landschaft. Die Felslandschaft sieht aus, als hätte ein Riese mit Steinen gespielt und sie irgendwie aufeinander gestapelt. Wir konnten uns in aller Ruhe eine Site aussuchen (es wurde #79) und wurden erstmal nach Verlassen des RVs von der Hitze erschlagen. Aufgrund fehlender Netzverbindung hatten wir keine Ahnung, wie warm es war, aber es müssen ca. 36-38° gewesen sein.

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Kurze Zeit später trafen auch Matthias & Jana ein und ich wurde mit einer (Darth Vader) Piñata zu meinem Geburtstag überrascht – die ich dann auch standesgemäß mit einem Lichtschwert zerschlagen durfte 🙂

Leichte Hitzeprobleme führten dazu, dass die Füllung direkt im Kühlschrank und nicht gleich im Magen landete, aber das konnte später nachgeholt werden. Nach ersten Hitzeadaptionen planten wir für den Nachmittag eine Jeeptour über die Geology Motor Tour – eine Offroadstrecke auf der man mehr über die Entstehung der Felsformationen (Jumbo Rocks) und Flora lernen kann (hier nachzulesen). Kurzgesagt: Die Granitformationen entstanden, nachdem Magma unter der Erdoberfläche abkühlte und erstarrte und nach Millionen von Jahren durch Erosion an der Erdoberfläche freigelegt wurde.

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Die Tour dauerte dann (aufgrund von Rücksicht auf Pepe) nicht zwei sondern ca. eine Stunde und wir hatten perfekte Sicht auf massenweise Joshua Trees – eine Yucca-Pflanze, die zu den Liliengewächsen gehört. Diese Bäume werden ca. 12 m hoch und blühen im April/Mai.

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Den Abend genossen wir bei Grillwürstchen und Lagerfeuer. Natürlich musste ich noch auf diverse Felsformationen klettern und wir sind dann bei Sonnenuntergang auch auf eine Anhöhe um die spektakulären Farbenspiele der Sonne auf den Jumbo Rocks zu bestaunen – begleitet vom kaliforinschen Eselshasen und diversen Weißschwanz-Antilopenzieseln.

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Schon während des nachmittags wurde es immer heißer und wir vermuteten, dass die 40° Grenze schon deutlich überschritten war. Da wir kein Hookup (d.h. keine externe Elektrizität) hatten mussten wir, um die Klimaanlage laufen lassen zu können den Generator anwerfen – das war „leider“ nur von 7 – 9 morgens, 12 – 2 mittags und 5 – 7 Uhr Abends erlaubt. Matthias hatte vorab schon im Hotel die Temperaturen geprüft und meinte, dass es für Sonntag (wir planten bis Montag im Park zu bleiben) noch heißer werden soll – bis zu 48°. Aus Sorge um Pepe haben wir kurzfristig nur eine Nacht im Park verbracht und planten wir den nächsten Tag einen Stop in Yucca Valley in einem Hotel zu bleiben.

Am nächsten morgen ging es nach dem Frühstück und der üblichen Zusammenpackorgie los. Es war morgens bei der Abfahrt schon unglaublich heiß und somit war für diesen Tag lediglich ein Ausflug auf den atemberaubenden Ausblick Keys View geplant, von welchem man an Tagen mit guter Sicht bis nach Mexiko schauen kann – und wir hatten Glück. Man konnte perfekt den Saltonsee erblicken (einen durch einen Dammbruch Anfang des 20en Jahrhunderts künstlich geschaffener See, welcher der größte Kaliforniens ist und langsam, aufgrund von Überdüngerung, abstirbt) und am Horizont Mexiko erahnen.

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Unser Weg nach Yucca Valley führte uns auch am Joshua Tree Visitor Center vorbei, bei welchem wir erstmals erfolgreich gute (!) Postkarten erstehen konnten. Wirklich schwierig in diesem Land 😉 In Yucca Valley kamen wir am nachmittag an und checkten direkt im Best Western ein. Pepe konnte endlich in einem normal temperierten Zimmer sein Nachmittagsschläfchen halten und wir bestellten uns kurzerhand etwas zu essen. Gegen 16:30Uhr mussten Jana & Matthias auch schon los und so endeten auch unsere schönen gemeinsamen Wochenenden, da wir uns das letzte Mal „in echt“ sahen – das nächste Mal dann wohl erstmal wieder digital ;). Das Hotel bot einen Fitnessraum und so nutzte ich meine Chance und lief bei draußen knapp 48° schön drinnen wohltemperiert (naja, nicht lange) auf dem Laufband.

Der nächste Tag überraschte uns mit eine Rekordhitze von 50°!

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Kalifornien wurde spontan von einer Hitzewelle erfasste und selbst die Einheimischen, die Wärme gewohnt sein sollten, meinten, dass das für diese Jahreszeit absolut unüblich ist. Kurzerhand fragten wir nach einem Late-Checkout im Hotel um zum einen Pepe in Ruhe schlafen zu legen und kurzerhand unsere Route zu überdenken. Ursprünglich wollten wir von Palm Desert in den mitten in der Colorado Wüste gelegenen (und größten State Parks Kaliforniens) Anza-Borrego Desert State Park – ein kurzer Blick auf die Temperaturen machte aber ein Umplanung nötig. So wollten wir weiterhin unseren Campground in Palm Desert am Montagnachmittag ansteuern, da dieser Full-Hookup (d.h. externer Strom für die Klimaanlage) bot, jedoch brauchten wir eine Alternative für Dienstag – die weiter weg von der Wüste ist. Kurzerhand konnten wir noch einen Platz im Olive Avenue RV Resort ergattern und können somit am Dienstagabend (nach dem EM-Spiel Deutschland – Nordirland um 9:00 Uhr) hoffentlich auch wieder mit etwas gemäßigteren Temperaturen rechnen.

Sand, Sand, Sand – und Sonne

Nach unserem wirklichen tollen Campground und Zwischenstop am Limekiln State Park ging es weiter auf dem Highway 1 immer entlang am Big Sur Richtung Morro Bay. Die Ankunft in Morro Bay kann man nicht übersehen, da man vom alles überragenden und präsenten Morro Rock empfangen wird.

Morro Rock

Morro Rock

Wir kamen am frühen Abend auf unserem Campground Morro Bay State Park an und wollten, da Pepe viel im RV in seiner Sitzschale sein musste, noch eine Runde drehen und ihm etwas frische Luft gönnen. Vollgepackt mit Buggy, Kamera und Taschen sind wir dann zu Fuß los und wollten vom Campground in das ca. 1 km entfernte Morro Bay – zu Fuß. Dass das nicht klappen wird, wurde uns klar als wir auf der Straße laufen mussten, da es keine Fußwege gibt. Nach ca. 10 Minuten brachen wir das „Experiment“ ab und liefen über den an die Straße angrenzenden Golfplatz und die dort hervorragend ausgebauten Wege zurück zum Campground und drehten dort noch ein paar schöne Runden und genossen die laue Abendluft und den Sonnenuntergang.

Morro Bay State Park

Morro Bay State Park Campground

Der nächste Morgen empfing uns schon mit warmer Sonne und Pepe konnte erstmals ohne Jacke nach draußen. Bei schönstem Sonnenschein gab es Frühstück und wir reizten die Checkout-Zeit von 12 Uhr wie so oft aus.

Nach einem kurzen Abstecher mit dem RV nach Morro Bay wurden wir dort vom überraschend starken Wind fast weggeweht und haben uns dann Morro Bay etwas verkürzt angeschaut 😀 Dafür ging es dann in den in der Nähe von Morro Bay befindlichen Montaña de Oro State Park, welcher direkten Zugang zum Meer bietet. An einem kurzen Mittagsschläfchen für Pepe ging es dann, für ihn auf dem Rücken in der Trage, über einen kleinen Trail (= Wanderweg) runter Richtung Meer. Von dort konnte man die schroffen Felsen und das tosende Meer wunderbar genießen.

Rundumblick: https://goo.gl/maps/APbZdSKWcg62

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Wir machten uns am nachmittag auf in Richtung unseres Campgrounds Pismo State Beach, welcher fast direkt am Meer liegen sollte. Nach ein paar Verwirrungen um den richtigen Campground (es gibt den North Beach Campground und etwas südlicheren und schöneren, aber dafür direkt auf dem Strand befindlichen, Oceano Campground) kamen wir dann am frühen nachmittag dort an. Wir machten uns direkt mit dem Buggy und Pepe auf zum Strand, mussten aber nach ein paar Metern Buggy und Pepe wieder separat transportieren da der Sand doch nicht so fest vermutet war. Alles kein Problem für unseren sehr kompakten Joie Litetrax 4 🙂

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Auf unserem Rückweg haben wir noch kurz den Camphost aufgesucht um unseren Vorrat an Feuerholz aufzustocken. Wir trafen einen sehr lieben, älterem Herren ,ganz offenbar mexikanischer Abstammung, der uns über die Eigenheiten der englischen Sprache und Amerikaner bzgl. seiner mexikanischen Kultur und den Schwierigkeiten der korrekten Aussprache seines vollen Namens amüsiert berichtete. Unser Feuerholz wurde am Abend auch sogleich wieder dezimiert 😉

Den nächste Morgen startete ich mit einer mal wieder lange nötigen Runde Joggen. Knapp 11 km bin ich den Strand von Pismo Beach hoch und wieder runter gelaufen und konnte die fantastische Aussicht auf das Meer, die Vorbereitungen für die Fahrten mit ATVs, Strandbuggys etc. und wartende Surfer im Meer bestaunen.

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Der Rest des Tages war eine kleine logistische Herausforderung für uns. Wir hatten seit ca. 1 Woche bemerkt, dass unsere Heizung gar nicht geht – also so gar nicht – und wir wussten von einem vorherigen (erfolglosen) Reparaturversuch, dass eine Platine defekt ist. Dazu standen wir bereits einige Male mit El Monte telefonisch in Kontakt und versuchten eine Werkstatt zu finden, die halbwegs auf unserer Strecke lag. Idealerweise hatte uns El Monte eine Werkstatt quasi direkt vor dem Campground herausgesucht. Da wir an diesem Tag aber die längste Strecke unserer ganzen Tour vor uns hatten (ca. 250km – wofür wir mit einem RV ca. 3,5h benötigen) mussten wir uns genau überlegen, wie wir fahren, so dass Pepe zum einen genug Schlaf aber auch Bewegung bekommt. Wir planten, gegen 11 Uhr, also nach Pepes morgendlichen Schlaf und unseren notwendigen Einpack- und Aufräumritualen, bei der Werkstatt zu sein. Da bekannt war, was der Fehler ist, schätzten wir 1h als genug Zeit für die Reparatur ein. Somit würden wir gegen 12 Uhr Pismo Beach verlassen und wären mit knapp 3,5 h Fahrt und ca. 1h Pausenzeiten gegen 17 Uhr in Malibu. Die Reparatur dauerte dann doch bis ca. 12:30, wurde aber tippitoppi erledigt und auch der Kontakt mit El Monte war tadellos *Lob*. Nach einem kurzen, für die Konzentration und garantierten Zustand der Wachheit des Fahrers aber notwendigen Zwischenstop bei Starbucks, ging es dann weiter Richtung Süden – Malibu wartete auf uns! 🙂

 

Spongebob – oder: einen nassen Schwamm fahren

Seit wir am Mittwoch (01.06.) unseren Camper C22 bekamen, haben wir ca. 300 Meilen auf der Uhr. Wer noch nie ein Wohnmobil gefahren ist, weiß nicht so wirklich, worauf er sich vorbereiten muss. Ich schätze mich (wie wohl jeder Mann 😀 ) als recht guten Autofahrer ein, hatte aber vor den knapp 5.5 Tonnen Gewicht, der Größe und Länge doch Respekt.

Kurz nach der Abholung

Kurz nach der Abholung

Die Übergabe von El Monte war knackig und unkompliziert. Zur „Einstimmung“ und um uns mit dem RV (Recreational vehicle = Wohnmobil) vertraut zu machen, durften wir uns einen ca. 30min Film über alle Funktionen anschauen – untermalt von Pepes lautem Gebrabbel, da er aktuell gerne alles kommentiert. Da wir uns das nicht alles merken konnten haben wir den Film kurzerhand mit dem Telefon mitgefilmt. Zwar gibt es eine sehr umfangreiche Anleitung im RV (auch auf deutsch!) jedoch half uns selbst die später nicht immer weiter – dazu weiter unten mehr. Die Übergabe des RVs wurde durch einen lockeren aber offenbar sehr in seiner Rolle eingeübten Mitarbeiters von El Monte erledigt. Auf seine Frage, ob WIR denn noch Fragen zum RV hätten, waren wir in Anbetracht der Tausend Oktillionen Milliarden an möglichen Fragen etwas überfordert und dachten uns „wird schon“. Nach der Prüfung der grundlegenden Funktionen wie Herd, Kühlschrank, Klima, fließend, warmes (!) Wasser usw. und der Ergänzung einiger wohl „versehentlich“ im Protokoll vergessenen Kratzer am Fahrzeug haben wir unseren ganzen Kram aus dem Mietwagen in das RV geladen und fuhren Richtung Hertz, um den Mietwagen abzugeben.

Gegen 3:30 nachmittags ging es Richtung Wright’s Beach, unserem ersten Campground. Die Fahrt mit dem RV war anfangs sehr gewöhnungsbedürftig. Von einem Standardmietwagen über Tesla fahren hin zu einem ziemlich schweren Truck haben wir doch eine ganz schöne Brandbreite in wenigen Tagen durchlebt. Anfangs fuhr ich deutlich unter der erlaubten Maximalgeschwindigkeit von 65 Meilen. Kurven sind ein Erlebnis, da man merkt, wie einen das Gewicht nach außen drückt und man instinktiv Geschwindigkeit raus nimmt. Ich hatte noch nie in einem Fahrzeug das Gefühl, dass es wirklich mal umkippen könnte – bei diesem schon.

RV am Wright's Beach

RV am Wright’s Beach

Auch die Breite ist erstmal schwer einzuschätzen – wobei das bei einem Wohnmobil nur das zweitschwierigste Problem ist (die Höhe wird viel eher vergessen). Auf amerikanischen Straßen gibt es auf dem Mittelstreifen bzw. auf den Fahrbahnstreifen Rillen, die beim überfahren das Fahrzeug in leichte Vibration versetzen (vermutlich ein Standard-Müdigkeitswarner, den deutsche Autobauer eher in die Fahrzeuge einbauen). Die Straßen sind zwar sehr breit – jedoch wurden wir anfangs sehr häufig durchgeschüttelt 😀

Nach einigen Meilen hatte ich den Dreh aber raus und konnte bei den Bergfahrten auch die Gänge des Automatikgetriebes mit kürzerer Untersetzung nutzen um mit der Motorbremse die Bremsen zu schonen. In den Redwoods wurde es auf der Avenue of the Giants und dem Shoreline Highway durch die anderen RVs und Trucks oftmals recht eng, aber umsichtiges Fahren und einfach auch mal abbremsen half. Auch macht man sich durch eine Rege Nutzung der Turn Outs bei den anderen Autofahrern beliebt, die oft genug hinter einem her zuckeln.

Die Beschleunigung ist natürlich unterirdisch, aber darum geht es ja nicht. Vom Fahrverhalten hat man unwillkürlich den Eindruck, eine vollgesogenen Schwamm zu fahren, der immer mit etwas Verzögerung auf die eigenen Befehle reagiert :D. Auch säuft so ein RV wirklich viel – die Faustregel sagt man, dass die Länge in Fuß (unseres ist 22ft = 22 Fuß) ungefähr dem Verbrauch auf 100km entspricht. Vor dem ersten Tanken hatte ich kurz überschlagen, dass wir mit einem vollen Tank ca. 400 Meilen kommen würden. Als der Tank zu knapp 3/4 leer war, habe ich wieder vollgetankt – und für knapp 24 Gallonen (= 90Liter) ca. 70$ gezahlt!

Auf unserem ersten Campground mit Full Hook Up (= Vollversorgung mit Strom, Wasser und Dumpstation direkt am Platz) ging es daran, dass RV an die externen Versorger anzuschließen. Strom wird über ein Kabel, welches an der Rückseite des RVs hinter einer Klappe versteckt ist, einfach an den Verteiler zugeführt. Den Wasserschlauch für die externe Versorgung findet man im Trunk (Stauraum unter dem RV). Das Dumpen waren ein Erlebnis und es ist beim ersten Mal auf jeden Fall eine gewisse Sauerei. Handschuhe und etwas Ruhe sei empfohlen 😉

Natürlich gab es auch einige Sachen, die sich nicht lösen ließen. So wurde es, entgegen unserer Erwartungen, in den Nächten in Richtung Redwoods doch etwas kühler, so dass wir gerne die Heizung angestellt hätten. Es war uns aber nicht möglich, dies anhand der Anleitung zu bewerkstelligen, da eine Aktivierung des Thermostat nicht die Heizung anschaltetet. Überhaupt ist die Anleitung zwar umfangreich und ansich gut übersetzt, enthält aber leider so viele allgemeine Beschreibungen, die wohl auf bestimmte, aber eben nicht unser, RV zutreffen sowie Dopplungen und fehlende Absätze, dass man oftmals zwangsläufig zur englischen Variante griff. Leider traf auch auf diese die häufig allgemeinen und nicht für unser RV zutreffenden Beschreibungen zu.

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In den Redwoods

In den Redwoods

 

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