Zweieinhalb Menschen unterwegs

Autor: Nicole

Strandtage für die Seele

Vom kinderfreundlichen KOA ging es dann über San Diego am Sonntag Richtung LA, von wo aus am Mittwoch unser Flug nach Hause gehen wird. Davor wollten wir uns aber noch ein wenig Erholung und Strand gönnen und sind daher zum Paradise by the Sea Campground aufgebrochen, der in Oceanside liegt. Der Ort klingt so malerisch, doch eigentlich ist er trotz seiner unerwarteten Größe mit über 180.000 Einwohnern ziemlich unspektakulär. Doch unser privater Campground lag wirklich fast direkt am Meer, nur ein kleiner Weg an einem ruhigen Zufluss (mit vielen Enten und Vögeln) führte uns in fünf Minuten zum Strand, der zwar klein aber sehr schön war. Rechts und links waren allerdings Privatstrände und nur dazwischen ein kleiner Teil öffentlich zugänglich, doch ein wenig merkwürdig für uns 🙂

Doch bevor wir dort landeten, waren wir noch im nördlichen San Diego unterwegs und wollten uns La Jolla Cove und Torrey Pines ansehen. Da allerdings Sonntag war und gefühlt wieder halb San Diego an die Küste wollte, war auch hier die Parkplatzsuche äußerst schwierig. Allerdings ergatterte René etwas abseits in La Jolla einen Platz und wir konnten die Sicht auf die Klippen, kleinen Strände, Seelöwen, Taucher und Pelikane ergattern.



Weiter ging es nach Torrey Pines, dort im State Park auf einem Berg sollte man bewundern können, wie Modellflugzeuge langsam Richtung Küste gleiten. Aber wir wurden freundlich an Einlass abgewiesen, da die Straße für unser mobiles Haus nicht geeignet war. ? Daher ging es direkt zum Campground und somit dort zum oben erwähnten Strand, was ebenso schön war. Am kommenden Tag machten wir es uns am Camper bequem, Pepito schlief alle Schläfchen im Bett, ich badete im Pool und am Abend mit nachlassender Sonne ging es erneut zum Strand. Und bestellte Pizza gab es zum Abendessen 🙂 

Am nächsten Tag ging es nach Los Angeles zum Bolsa Chica Statepark, unser finaler Campground vor der Heimreise, mit kurzem Zwischenstopp an einem der zahlreichen tollen Strände entlang der Küste in Newport Beach (Wohnort von Klinsmann). 


Gegrillt wurde diesmal am Strand und mit phänomenalem Sonnenuntergang.


Land der Gegensätze 

Wir waren doch etwas blauäugig mit einem Säugling in die Wüste zu fahren, aber mit ein wenig Umplanung hat alles ganz gut geklappt. Mit dieser Hitzeperiode von Höchsttemperaturen von 50 Grad Celsius konnte ja auch niemand rechnen ? Wir waren also wie geplant im Emerald Desert RV Resort mitten in der Wüste, da uns dort aber ein Full Hook-up erwartete und wir die Klimaanlage laufen lassen konnten, fuhren wir diesen wie geplant an – ohne es zu bereuen. Ein sehr schöner privater Campground, der nur wenige Gäste herbergte und uns mit Pool und Grün erwartete. Kaum angekommen, schloss René uns erstmal an Strom und Wasser an und wir verbrachten die angenehme Temperatur von immer noch 49 Grad mit der Klimaanlage innerendes Campers, wo Pepe schlafen konnte. Draußen war natürlich auch niemand zu sehen. René wagte es kurz sich draußen in den Schatten zu setzen, aber die Betonung liegt auf kurz 😉 Erst am Abend gingen René und ich abwechselnd im Pool baden, bei mittlerweile angenehmen 46 Grad im Schatten. ? Um halb sieben Uhr abends. Dafür konnten wir den Abend draußen schwitzend verbringen, den Erdbeermond bestaunen (gleichzeitiger Vollmond mit Sommersonnenwende) und Pepito schlief drinnen mit Klimaanlage.



Am nächsten morgen war es schon nicht mehr ganz so heiß und wir guckten die erste Halbzeit des Deutschlandspiels sogar draußen, verlegten aber die zweite nach drinnen. Im Anschluss ging es zurück Richtung Küste, raus aus der Wüste und nach Vista zum Olive Avenue RV Campground. Dort gab es deutlich weniger Hitze, aber da wir wegen unseres Einkaufs nach fünf ankamen und somit nach den Öffnungszeiten des Büros, gab es leider kaum Infos für uns, lediglich den Stellplatz, der doch sehr eng war. Aber wir waren hauptsächlich froh, wieder draußen sitzen zu können. Ohne Grillplatz gab es zwar nur Pasta statt Würstchen, aber Renés neues big bang Monopoly wurde endlich eingeweiht 🙂

Am nächsten morgen ging es dann wieder hoch in die Berge in den Cuyamaca Rancho State Park, der nur knapp zwei Stunden mit dem Auto entfernt liegt, aber die Vielfalt des Landes Kalifornien aufzeigt. Von der stark besiedelten etwas kühleren Küste Richtung Wüste gibt es viele Bäume und eine komplett andere Vegetation als noch die zwei Tage zuvor. Hier wechselt sich wirklich innerhalb weniger Fahrstunden die komplette Landschaft, Vegetation, Tierwelt und Temperatur ab.

Das Muttertier

Bevor ich Mutter wurde, konnte ich mir nie so richtig vorstellen, wie es sich anfühlen würde. Rückblickend waren die ersten Monate eher unwirklich und ich war so sehr damit beschäftigt, alles zu realisieren und die kleinen täglichen Aufgaben zu bewerkstelligen: stillen, wickeln, zum Schlafen bringen und herausfinden, was Pepe denn fehlen könnte. Doch jetzt hier auf einem Parkplatz in Palm Springs, bei 49 Grad Celsius im Schatten, der Camper um 20 Grad mit Generator nach unten temperiert, da kommt es zum Vorschein. Pepe schläft friedlich und dennoch sitze ich schreckhaft daneben und achte auf jedes kleinste Zucken, welches anzeigen könnte, dass ihm zu heiß ist oder sonst etwas fehlt. Es ist nichts, von außen betrachtet, aber das Muttertier hat nur eines im Sinn: eine völlig ungefährliche Situation für den kleinen Mann. Denn sonst wird das Muttertier am Ende noch ungemütlich. 


Mutter zu sein ist ein Gefühl, welches sich nur schwer beschreiben lässt. Plötzlich ist dort diese hilflose kleine Wesen, dass zeigt, dass es dich braucht, abhängig von dir ist und obwohl es am Anfang nur wenig beherrscht, dir unmittelbar zu spüren gibt, dass es dich braucht und auf eine Art und Weise lächelt, dass dir Zeit kurz stehen bleibt und der Moment perfekter kaum sein könnte. 

Platz mit Aussicht

Da wir eine relativ lange Strecke am Mittwoch zurücklegen wollten und zwischendurch nicht nur Luft, sondern auch Pause genießen wollten, führte uns unser Weg diesmal zu einem Mittagsstopp nach Santa Barbara. Eigentlich hatten wir vor, dort einen Campground zu suchen, aber es gibt keine Guten in der Gegend zu finden und somit recherchierten wir einfach ein gutes Restaurant mit Lunch Menü. Und wir wurden fündig: das Mesa Verde bot vegetarische Küche mit mexikanischen Einflüssen an und draußen genossen wir das Essen, die selbstgemachte Limo und konnten sogar Pepito gleich mit füttern – mit mäßigem Erfolg, denn mittlerweile greift er eher nach unserem Essen. ? Unser Weg führte uns schließlich nach Malibu, oder zumindest dort in die Nähe, zu unserem Platz mit Meerblick, auf den wir uns schon freuten und wir wurden wirklich nicht enttäuscht. Ein traumhafter Blick, von oben von den Felsen aufs Meer. 


Da wir einen Einkauf nicht schafften und Pepito ins Bett musste, wir am Bestellvorgang und der mangelnden Auswahl in der Gegend scheiterten, machten wir uns einfach Brote mit Spiegelei und genossen die Sicht am Abend und auch am Morgen. Grillen mit Kohle oder Feuer waren dort nämlich verboten. Um uns herum waren sogar die Plätze leer, so dass es Ruhe pur war, mit nichts anderem als dem Meeresrauschen. 


Am kommenden Tag war das Deutschlandspiel gegen Polen, aber da wir pünktlich zum Spielbeginn unseren Platz verlassen mussten, hörten wir das Spiel einfach übers Radio. Eine interessante Erfahrung durch Malibu und Santa Monika zu fahren, während sich überall die Surfer in ihre Wetsuits packten um aufs Meer den Wellen nachzujagen und wir hörten guten europäischen Fußball. Und ich sang dazu noch, um Pepito zum Schlafen zu bringen ?


Unser nächstes Ziel war Pomona, eine Stadt nördlich von LA, ein erster Halt um von dort aus weiter zum Joshua Tree Park zu gelangen. Wir legten aber noch einen Stopp ein beim Griffith Observatory, welches für sein Planetarium, wissenschaftliche Ausstellungen und nicht zuletzt für die einmalige Aussicht auf Los Angeles bekannt ist. Und dementsprechend voll war es auch, so dass wir knapp einen Kilometer bergabwärts „unser Haus“ parkten und dann mit Buggy hochwanderten. Aber die Aussicht lohnte sehr. 




Dazu sahen wir uns einen Teil der Ausstellung an, die unter anderem wunderbar mit animierten Modellen erklärte, wie Tag und Nacht, Ebbe und Flut und die Jahreszeiten funktionieren. Aber immer mit Blick auf die Uhr, um Pepe seinen nächsten Schlaf zu gönnen ?

Los ging es dann kurz nach vier und für die gar nicht so lange stecke brauchten wir aber fast zwei Stunden durch den dichten Verkehr von Los Angeles. Überall Autos auf den fünfspurigen Freeways und trotz dessen, dass wir die Carpool Lane (eine Spur ganz links, die nur von Fahrzeugen mit mindestens zwei Insassen benutzt werden darf) nutzen, ging es nur sehr langsam vorwärts. Auch den Camper durch die engen Straßen der Stadt zu manövrieren war eine Herausforderung für René, die er aber wirklich gut meisterte ?

Angekommen im KOA in Pomona sind wir gegen halb sieben und hier gibt es zwar keinen Streichelzoo, dafür hat jeder Platz seine großzügige zwei Meter Rasenfläche :O


Eng an eng hat es eher Parkplatzatmosphäre und der komplette Gegensatz zu unserem Platz in Malibu. Aber wir sind gespannt was der nächste Platz so bringt und bleiben wohl diesmal nicht bis zwölf 😉

Immer mit Blick zum Meer

Wir sind wieder zurück am Meer und entlang des Highway 1 (nur Kalifornien) oder 101 (komplett Nord nach Süden, Washington bis Kalifornien) führt unser Weg in den Süden und damit in deutlich wärmere Gefilde, was besonders mir ganz gut gefällt 🙂 Allerdings muss ich sagen, dass landschaftlich der Norden Kaliforniens deutlich mehr zu bieten hat mit den Redwoods und der Vielzahl an Pflanzen und Tieren. Da Kalifornien flächenmäßig größer als Deutschland ist, kann es ja nicht nur die allseitsbekannte (Baywatch-)Strände geben. Sonne ist da, sehr viel, aber auch der nasskalte Karl oder die Winde der Küste und kühle Nächte. Wir sind eigentlich immer mit allem ausgestattet, wenn wir draußen unterwegs sind (inklusive der für uns Deutschen geliebten Windjacken) und haben schon das ein oder andere Feuer auf dem Campground entzündet.


Die vergangenen drei Nächte waren wir in Marina, einer Stadt die besonders für ihre Sanddünen bekannt ist und knapp dahinter waren wir auf einem Campground, ein privater, von dem man auch den Highway hörte, aber sonst sehr schön und mit Internet 😉 Unser erster Stopp führte uns nach Monterey ins Aquarium, welches eines der größten Schauaquarien der Welt ist und lange Zeit das größte Acrylfenster weltweit (17x5m) besaß – bis die Chinesen es überholten. Dahinter konnte man u.a. Sardinenschwärme, Haie und Tunfische betrachten und auch Pepe war sehr fasziniert.


Matthias und Jana fuhren uns am Wochenende auch wieder hinterher, versorgten uns mit tollen Kleinigkeiten (inklusive Heizdecke :)) und so waren wir am Samstag gemeinsam im Park Point Lobos, wo wir drei Stunden verbrachten und wanderten. Teilweise mit Pepito im Buggy und auch in der Trage, da er zu neugierig war, um zu schlafen. Neben Pelikanen, sahen wir erneut Seeelefanten und hielten zudem immer Ausschau nach Walen, da es gerade in der Bucht von Monterey sehr viele Sichtungen gibt. Am Abend waren wir zurück in Marina und bestaunten den Sonnenuntergang, während Pepito schon im Wohnmobil schlief. Und als die Sonne schon hinten den tief liegenden Wolken verschwunden war, zeigten sich tatsächlich Wale, die immer wieder an die Meeresoberfläche kamen und ganz langsam richtig Horizont verschwanden. Ein wirklich einmaliges Erlebnis die Tiere einfach so am Strand zu sehen.


Am Sonntag sind wir dann gemeinsam die alte Küstenstraße entlang gefahren (Old Cost Road), mit extra Jeep, denn die Strecke hatte doch so einige Hügel und Steine, bot dafür aber Redwoods, alte Brücken und dazu die Begegnung mit einem Reh und einer Kuh.


Gestern waren wir dann im Limekiln State Park, wirklich direkt am Meer in einer kleinen Bucht und über uns eine Brücke. Da wir den überwiegenden Teil im Auto waren, gingen wir direkt zum Strand und ließen Pepe auf der Decke strampeln und genossen die Meeresluft. Am Morgen stand noch eine kleine Wanderung zum Wasserfall an und Pepe hatte seinen Spaß auf Renés Rücken.


Unser nächster Stopp ist Morro Bay und damit erreichen wir Southern California, mit noch mehr Sonne und weniger kaltem Wind – hoffentlich 😉

One way or another

Camping ist nicht gleich Camping, da gibt es zumindest in Kalifornien große Unterschiede. Vorab haben wir zwar gelesen, dass es State Park Campgrounds und Private Campgrounds gibt, aber was genau das bedeutet haben wir jetzt erst erfahren. Die staatlichen sind inmitten von Parks, das heißt landschaftlich schon gelegen, der eigene Platz ziemlich groß und die meisten haben ein Besucherzentrum mit Aktivitäten, Wanderungen und zumeist einen kleinen Shop. Allerdings gibt es dort meistens keine Anschlussmöglichkeiten (beim Wohnmobil unterscheidet man zwischen Strom/Wasser und Full hook-up inclusive Abwasser) und nutzt daher die örtlichen Toiletten und Duschen, oder man hat noch genug Vorräte im Wohnmobil 😉 Wie das ganze funktioniert, hat René ja schon erklärt. Auch Internet gibt es meistens leider nur schlecht oder gar nicht. Dafür viel Ruhe und Natur wie hier gerade in Napa Valley.


Die privaten Campgrounds gibt es eigentlich kaum ohne Anschlüsse und dazu gibt es meist einen Shop und andere Annehmlichkeiten. Wenn man die denn wünscht, denn bei der größten Kette den KOAs artet das dann auch mal etwas aus. So hatten wir beispielsweise bei unserem ersten KOA einen Streichelzoo, Pool, Wasserfontänen, eine Westernstadt, Minigolf und vieles mehr. Wir nutzen nichts davon, denn es ist wohl vor allem für Kinder gedacht. Die Plätze sind allerdings relativ eng und bei weitem nicht so schön, wir konnten beobachten wie die Amis mit ihren großen Pick-ups langsam hoch und runter fuhren, wohin haben keine Ahnung.


So langsam beginnt allerdings das genießen dieser Zeit. Pepito schlägt ganz gut beim Fahren und morgens noch auf dem Platz, wir sind schon etwas eingespielter und die Landschaft heute war wunderschön. Durch die Weinanbaugebiete zu fahren,  die überall hellgrün erstrahlten und zu wissen, dass man mal richtig Zeit hat für Urlaub, ist wirklich schön. Pepito scheint es auch zu gefallen, er erzählt sehr viel (gut zusammenhängende Silben), dreht sich mittlerweile fröhlich und mehrfach herum und sein erster Zahn ist auch durchgebrochen 🙂

Camping mit Eingewöhnung

Ich bin wirklich kein Campingfreund. Ich mag die Annehmlichkeiten, die ein Hotelurlaub mit sich bringt: vier Wände, private sanitäre Einrichtungen und zumeist ein Frühstücksbüffet (Für mich als Morgenmuffel besonders essentiell!). Jetzt gerade ist es sehr schön hier im Humboldt Redwoods State Park, es ist warm, wir (mit Jana und Matthias, die angereist sind) sitzen unter den gigantischen Bäumen auf unserer großen Campingsite und Pepe spielt vergnügt auf seiner Decke. Nur die Mücken sind etwas lästig, aber sonst ist es alles sehr entspannt. Doch der Anfang war schwer – zumindest für mich.


Den Camper haben wir am Mittwoch problemlos abgeholt und sind zu unserer ersten großen Tour aufgebrochen, das klappt ganz gut und wir kamen aber relativ spät am Wrights Beach an. Der Campground liegt direkt hinter einem breiten Strand, da es aber schon etwas spät war, haben wir uns nur drinnen etwas zu Essen gemacht und sind bald schlafen gegangen. Der nächste morgen war für mich aus mehreren Gründen eine Herausforderung, denn als Pepe seinen Morgenschlaf abhielt, beseitigten wir das erste Chaos. Noch ohne Frühstück und dazu war es relativ kalt (15 Grad in Kalifornien), noch keine Ahnung wie alles funktionierte, war meine Laune etwas im Keller. Dazu gab es keinerlei Handynetz, um Grüße nach Hause zu senden.


Der zweite Campground, der nach Stunden über Serpentinen und einem Mittagsstopp mit Aussicht, auf uns wartete, machte jedoch alles wieder besser. Caspar Beach war sonnig, wir grillten gemütlich, während Pepito neben uns im Camper schlief. Am nächsten Tag hielten wir noch in Fort Bragg, wo wir am Glasstrand eine kleine Pause in der Sonne einlegten.

Heute waren wir eine kleine Runde wandern, um die größten Redwoods zu betrachten, Pepe zunächst im Buggy und dann aber bei René in der Trage, da es doch alles zu aufregend für ein Schläfchen war. Camping wird wohl nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung werden, aber die Vorteile für Pepe überwiegen und morgens im Wald unter gigantischen Bäumen aufzuwachen und direkt davor draußen frühstücken zu können ist wirklich eine Erfahrung für sich.

Ausblicke und Blickwinkel

Wir stehen gerade auf den Twin Peaks, der zweithöchsten Erhebung in San Francisco, von der man einen tollen Ausblick über die Stadt hat – wenn der Aussichtspunkt nicht gerade im dichten und für die Stadt bekannten Nebel liegt. Die Golden Gate Bridge halb im Nebel versunken ist wohl eines der bekanntesten Fotomotive, dabei ist es viel seltener einen klaren Blick auf diese zu erhaschen. So auch auf Twin Peaks, aber wir haben Glück, es ist sonnig und die Sicht gut. Pepe schläft währenddessen friedlich im Auto, es ist Mittagsschlafzeit und ich bin ganz begeistert, dass er nicht wach wird, weil wir stehen und er nicht mehr durch das sanfte Schunkeln unseres Mietwagens beruhigt wird. Unsere Reise und Tagesausflüge richten sich immer nach seinem Schlaf, denn dann ist er gut gelaunt und wir schließlich auch. Morgens wird zwischen neun und zehn im Bett verbracht und die restlichen zwei Schläfchen je nach Situation und Tagesplan.

Gestern waren wir im Año Nuevo State Park, in dem wir nach unserer Ankunft zunächst picknickten mit Kaffee und frischem Artischockenbrot aus Pescadero. Jana und Matthias konnten uns auch begleiten, da gestern Memorial Day war und somit ein Feiertag. Dementsprechend voll waren die Straßen, so dass Pepe auf unserer Rückkehr schon etwas quengelig wurde, weil er lieber im Bett sein wollte, als im Autositz. Der Park ist vor allem für die Seeelefanten bekannt, die nach einer kurzen und schönen Wanderung erreicht werden können. René hatte Pepe in der Trage und er schlief auf dem Weg dorthin, hatte aber auch die Möglichkeit die riesigen Säuger zu betrachten.


Mit Blick auf die Seeelefanten erzählten uns die lokalen Guides interessante Details zum Park und den Tieren und darüber hinaus auch, dass vor allem sehr viele Deutsche im Park anzutreffen sind. Überraschend erzählten wir mal wieder von unserer gemeinsamen Elternzeit, etwas völlig unübliches für die USA. In den meisten Bundesstaaten gibt es höchstens von den Firmen gewährten Mutterschutz, natürlich unbezahlt. San Francisco ist allerdings schon weiter und hat als erste amerikanische Stadt die Elternzeit mit vollem Lohnausgleich eingeführt: Vater oder Mutter können eine sechswöchige Auszeit nehmen, in der sie weiter voll bezahlt werden. 

Viele erste Male

Für uns ist die Elternzeit auf Reisen vor allem ein Sichtwechsel, eine willkommene Abwechslung und die Möglichkeit neues zu sehen und zu erleben. Doch was genau macht unsere Reise mit Pepe?


Gestern waren wir nachmittags am Strand mit unseren Freunden aus San Francisco, Grillen am Half Moon Bay und für unseren kleinen muss das eine Erfahrung mit allen Sinnen gewesen sein, die letztendlich so anstrengend war, dass er in Renés Schoß einschlief. Pepe hat das erste Mal den Pazifik rauschen gehört, Pelikane fliegen gesehen, Wellen brechen sehen, Sand in seinen Fingern und die warme kalifornische Sonne auf seinem Körper gespürt. Eine rundum Erfahrung aller Sinne, die für ihn absolut neu war im Vergleich zu unserem alltäglichen Leben in Berlin. Jana fragte mich gestern: „Meinst du seine Entwicklung verläuft anders durch seine Erfahrungen hier?“.


Ich denke nicht, dass Pepe sich anders entwickelt als zu Hause, aber dass er von den vielen Erfahrungen langfristig profitieren wird. Er erlebt viel Neues und Unterschiedliches, Gerüche, Geräusche, Geschmäcker, die von ihm aufgesaugt  werden, auch wenn er sich nie bewusst an diese erinnern wird. Aber sinnliche Erfahrungen kann ein Baby aufnehmen und speichern und wer weiß, wie ihn das als Menschen prägt?

Elternzeit=Reisezeit

Es ist neun Uhr pazifische Zeit beziehungsweise 18 Uhr deutsche Zeit und unsere inneren Uhren sind noch etwas durcheinander. So haben wir heute Nacht um zwei eine Spielstunde abgehalten, da der kleine Mann deutlich zum Ausdruck brachte, dass er jetzt nicht schlafen möchte. Aber das war uns von vornherein klar, dass wir uns an einen Baby Rhythmus anpassen und danach leben und reisen. Doch zunächst die am häufigsten gestellte Frage vorweg: Warum mit einem Säugling so weit reisen?


Schon vor Pepes Geburt war uns klar, dass wir die zweite gemeinsame Elternzeit zum Reisen nutzen möchten. Denn wir haben wahrscheinlich lange nicht mehr so viel Zeit gemeinsam am Stück frei. Und warum nicht in einem gemächlichen Tempo reisen und viel Zeit mit dem Zwerg verbringen? Die Idee des Campings wuchs und zwar mit Wohnmobil, denn ein gleicher Ort hilft eine Routine herzustellen für unseren Sohn und um den geht es in diesem Urlaub schließlich. Dennoch waren die Fragen und Ängste vorab vielfältig:

  • Ist der Flug zumutbar (nicht nur für uns, das Kind, sondern auch die anderen Fluggäste)
  • Medizinische Versorgung vorab gewährleistet 
  • Zu viel Stress für den kleinen 
  • Zeitumstellung 

Wir haben viel recherchiert, um die Reise anzupassen und der Flug hat super geklappt, die erste Woche verbringen wir zur Eingewöhnung bei Freunden,  Kalifornien ist medizinisch bestens versorgt, unsere Tour enthält täglich maximal drei Stunden Fahrtzeit und im Moment gibt es einen vormittäglichen Schlaf für alle um mit der Zeitumstellung fertig zu werden 🙂

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