Zweieinhalb Menschen unterwegs

Monat: Mai 2016

Ausblicke und Blickwinkel

Wir stehen gerade auf den Twin Peaks, der zweithöchsten Erhebung in San Francisco, von der man einen tollen Ausblick über die Stadt hat – wenn der Aussichtspunkt nicht gerade im dichten und für die Stadt bekannten Nebel liegt. Die Golden Gate Bridge halb im Nebel versunken ist wohl eines der bekanntesten Fotomotive, dabei ist es viel seltener einen klaren Blick auf diese zu erhaschen. So auch auf Twin Peaks, aber wir haben Glück, es ist sonnig und die Sicht gut. Pepe schläft währenddessen friedlich im Auto, es ist Mittagsschlafzeit und ich bin ganz begeistert, dass er nicht wach wird, weil wir stehen und er nicht mehr durch das sanfte Schunkeln unseres Mietwagens beruhigt wird. Unsere Reise und Tagesausflüge richten sich immer nach seinem Schlaf, denn dann ist er gut gelaunt und wir schließlich auch. Morgens wird zwischen neun und zehn im Bett verbracht und die restlichen zwei Schläfchen je nach Situation und Tagesplan.

Gestern waren wir im Año Nuevo State Park, in dem wir nach unserer Ankunft zunächst picknickten mit Kaffee und frischem Artischockenbrot aus Pescadero. Jana und Matthias konnten uns auch begleiten, da gestern Memorial Day war und somit ein Feiertag. Dementsprechend voll waren die Straßen, so dass Pepe auf unserer Rückkehr schon etwas quengelig wurde, weil er lieber im Bett sein wollte, als im Autositz. Der Park ist vor allem für die Seeelefanten bekannt, die nach einer kurzen und schönen Wanderung erreicht werden können. René hatte Pepe in der Trage und er schlief auf dem Weg dorthin, hatte aber auch die Möglichkeit die riesigen Säuger zu betrachten.


Mit Blick auf die Seeelefanten erzählten uns die lokalen Guides interessante Details zum Park und den Tieren und darüber hinaus auch, dass vor allem sehr viele Deutsche im Park anzutreffen sind. Überraschend erzählten wir mal wieder von unserer gemeinsamen Elternzeit, etwas völlig unübliches für die USA. In den meisten Bundesstaaten gibt es höchstens von den Firmen gewährten Mutterschutz, natürlich unbezahlt. San Francisco ist allerdings schon weiter und hat als erste amerikanische Stadt die Elternzeit mit vollem Lohnausgleich eingeführt: Vater oder Mutter können eine sechswöchige Auszeit nehmen, in der sie weiter voll bezahlt werden. 

Unter Strom

Am Sonntag hatten wir uns über Getaround einen Tesla Model S 90D gemietet, welcher mittels Softwareupdate mit der Autopilot-Funktion ausgestattet war. Wir sind mit dem BMW i3 unserer Freunde nach South Beach in San Francisco und haben den Tesla mittels Valet Parking aus einer Garage abgeholt. Das Ganze verlief problemlos und einfach.

Frisch im Tesla war ich erstmal vom seeeehr großen Display in der Konsolenmitte „erschlagen“ – muss jedoch sagen, dass es toll ist, mit so einem großen Display zu interagieren. Allerdings ist die reine Beschränkung der Bedienung aller Fahrzeugfunktionen über ein Display auch mit deutlichen Einschränkungen verbunden. So benötigt man z.B. diverse Taps um das Glasdach zu öffnen – und muss dabei die ganze Zeit die Augen von der Straße nehmen („eyes off the road“). Das kann zwar durch den Autopilot etwas entschärft werden, jedoch ist die Frustration bei der Interaktion mit dem Display definitiv vorhanden, da wesentliche und unwesentliche Funktionen gleichwertig dargestellt werden. Ein „blindes“ Bedienen ist somit nicht möglich. Hier merkt man, dass Tesla noch reichlich Arbeit vor sich hat.

Mittelkonsole des Tesla

Mittelkonsole des Tesla

Zurück in San Bruno wechselten wir vom i3 komplett in den Tesla. Wir haben also Pepe, unsere Freunde aus San Francisco und uns in den mit ausreichend Platz (hinten sitzen 2 Personen und ein Kindersitz problemlos) gesetzt, den mit ca. 750l Volumen sehr großen Kofferraum mit Buggy, Picknickzubehör und Wanderrucksack gefüllt und sind in Richtung Mount Tamalpais State Park aufgebrochen.

BMW i3 und Tesla Model S

BMW i3 und Tesla Model S 90D

Die Fahrt durch San Francisco und über die Golden Gate Brücke war von den üblichen Staus in SF so geprägt, dass ausreichend Zeit vorhanden war, den Autopiloten im Stop and Go und auf dem Freeway zu testen – und einen ruhigen Blick auf die Golden Gate Bridge zu genießen 🙂

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Durch den Autopiloten ist es möglich, dass das Fahrzeug (vorrangig auf dem Freeway) autonom die aktuelle Spur hält (Autosteer), den Abstand zum Vordermann korrigiert und auch Spurwechsel (Auto Lane Change) durchführt. Es fährt somit autonom ohne eingreifen des Fahrers.

Auf dem Freeway hat der Autopilot kaum Probleme, man kann länger völlig autonom fahren. Probleme gibt es vor allem bei Bergkuppen (vermutlich weil die Indikatoren für das halten der Spur nicht mehr weithin sichtbar sind z.B. Fahrbahnstreifen) und Kurven, die in die schattige Bereiche mit relativ hoher Geschwindigkeit führen. Der Spurwechsel muss durch ein (manuelles) Blinken initiiert werden, daraufhin wechselt das Fahrzeug eigenständig die Spur. Weitere Spurwechsel können durch nochmaliges Antippen den Autosteer Hebels durchgeführt werden.

Aufpassen muss man an Ampeln und Stopschildern, da der Autopilot dort nicht eigenständig anhält. Dies und eine gewisse Unzuverlässigkeit bei engen Straßen (wir haben es mal kurz auf einer Serpentine probiert) sind wohl der Grund dafür, dass man den Autopiloten bisher nur auf dem Freeway nutzen darf bzw. sollte.

Gerade im Stop and Go und auf dem Freeway ist der Autopilot eine erhebliche Erleichterung, da man wirklich die Möglichkeit hat die Hände vom Lenkrad und den Fuß vom Gaspedal zu nehmen und sich etwas zu entspannen (jedoch nicht zu schlafen 😉 ).

Angekommen beim Friends of Mt. Tam genossen wir nach einer kleinen Wanderung die tolle Aussicht auf San Francisco und genehmigten uns eine Brotzeit 🙂 Pepe bekam sein Kürbisbrei, der dieses Mal leider kalt blieb – was ihn offenbar auch nicht weiter störte 😉

Bild vom Mt. Tamalpais auf San Francisco

Blick vom Mt. Tamalpais auf San Francisco

Blick vom Mt. Tamalpais auf San Francisco

Blick vom Mt. Tamalpais auf San Francisco

 

 

Ein Paradies für Nerds – das Computer History Museum

Am Samstag waren wir u.A. im Computer History Museum im Silicon Valley (http://www.computerhistory.org/)- für jeden halbwegs täglich mit IT und Computertechnologie in Berührung kommenden Menschen ein Paradies und eine umfassende Reise durch die Geschichte der Computer- und Informationstechnologie.
Angefangen vom Rechenschieber / Abakus, den ersten Rechnern mit Lochkarten, analogen und ersten digitalen Computern, Echtzeitsystemen, Speichermedien, „Minicomputern“, Künstlicher Intelligenz (AI), den ersten Eingabe- und Ausgabegeräten (Douglas Engelbart!) über Computergrafik und Computerspielen, Personal Computer (PC), Mobilen Computern, der Entstehung von Netzwerken hin zum heute uns allen bekannten Internet und Web.

Wir haben knapp 3h im Museum verbracht, es ist problemlos möglich einen ganzen Tag dort zu verbringen. Falls man die Chance hat, sollte man auf jeden Fall eine Runde Pong im Museum spielen 🙂

Im Eingangsbereich des Museums kann man das Google self driving car aus dem gleichnamigen Projekt (https://www.google.com/selfdrivingcar/) sehen, sich reinsetzen (auch wenn es drinnen nicht mehr viel Interieur hat ;)) und reichlich Informationen zum Projekt finden. Eine der interessantesten Eindrücke eines Ingenieurs des Projekts war die Erklärung, dass die größere Herausforderung nach der Ermöglichung eines selbstfahrenden Autos dieses auch natürlich fahren zu lassen. Jeder kennt das Gefühl, in einem Auto nur Beifahrer zu sein und der Fahrer hat einen unnatürlichen Fahrstil (zu spätes oder frühes Bremsen, ruckartiges Wechseln der Spuren etc). Das führt zu Unbehaglichkeit und Unsicherheit. Dies gepaart mit einem Fahrzeug, dass keinen Fahrer mehr hat, führt nachvollziehbar zur Ablehnung der Technologie.

Nachfolgend ein paar Eindrücke aus dem Museum:

Das Google self driving car:

Innenansicht Google self driving car (Quelle: http://www.computerhistory.org/exhibits/whereto/)

 

Aussenansicht Google self driving car (Quelle: http://www.computerhistory.org/exhibits/whereto/)

 

Viele erste Male

Für uns ist die Elternzeit auf Reisen vor allem ein Sichtwechsel, eine willkommene Abwechslung und die Möglichkeit neues zu sehen und zu erleben. Doch was genau macht unsere Reise mit Pepe?


Gestern waren wir nachmittags am Strand mit unseren Freunden aus San Francisco, Grillen am Half Moon Bay und für unseren kleinen muss das eine Erfahrung mit allen Sinnen gewesen sein, die letztendlich so anstrengend war, dass er in Renés Schoß einschlief. Pepe hat das erste Mal den Pazifik rauschen gehört, Pelikane fliegen gesehen, Wellen brechen sehen, Sand in seinen Fingern und die warme kalifornische Sonne auf seinem Körper gespürt. Eine rundum Erfahrung aller Sinne, die für ihn absolut neu war im Vergleich zu unserem alltäglichen Leben in Berlin. Jana fragte mich gestern: „Meinst du seine Entwicklung verläuft anders durch seine Erfahrungen hier?“.


Ich denke nicht, dass Pepe sich anders entwickelt als zu Hause, aber dass er von den vielen Erfahrungen langfristig profitieren wird. Er erlebt viel Neues und Unterschiedliches, Gerüche, Geräusche, Geschmäcker, die von ihm aufgesaugt  werden, auch wenn er sich nie bewusst an diese erinnern wird. Aber sinnliche Erfahrungen kann ein Baby aufnehmen und speichern und wer weiß, wie ihn das als Menschen prägt?

Elternzeit=Reisezeit

Es ist neun Uhr pazifische Zeit beziehungsweise 18 Uhr deutsche Zeit und unsere inneren Uhren sind noch etwas durcheinander. So haben wir heute Nacht um zwei eine Spielstunde abgehalten, da der kleine Mann deutlich zum Ausdruck brachte, dass er jetzt nicht schlafen möchte. Aber das war uns von vornherein klar, dass wir uns an einen Baby Rhythmus anpassen und danach leben und reisen. Doch zunächst die am häufigsten gestellte Frage vorweg: Warum mit einem Säugling so weit reisen?


Schon vor Pepes Geburt war uns klar, dass wir die zweite gemeinsame Elternzeit zum Reisen nutzen möchten. Denn wir haben wahrscheinlich lange nicht mehr so viel Zeit gemeinsam am Stück frei. Und warum nicht in einem gemächlichen Tempo reisen und viel Zeit mit dem Zwerg verbringen? Die Idee des Campings wuchs und zwar mit Wohnmobil, denn ein gleicher Ort hilft eine Routine herzustellen für unseren Sohn und um den geht es in diesem Urlaub schließlich. Dennoch waren die Fragen und Ängste vorab vielfältig:

  • Ist der Flug zumutbar (nicht nur für uns, das Kind, sondern auch die anderen Fluggäste)
  • Medizinische Versorgung vorab gewährleistet 
  • Zu viel Stress für den kleinen 
  • Zeitumstellung 

Wir haben viel recherchiert, um die Reise anzupassen und der Flug hat super geklappt, die erste Woche verbringen wir zur Eingewöhnung bei Freunden,  Kalifornien ist medizinisch bestens versorgt, unsere Tour enthält täglich maximal drei Stunden Fahrtzeit und im Moment gibt es einen vormittäglichen Schlaf für alle um mit der Zeitumstellung fertig zu werden 🙂

Das hängende Bett an der Wand

Unseren Hinflug starteten wir von Berlin aus über München. Dort sind wir mit Lufthansa LH458 mit leichter Verspätung um 16:10Uhr (regulär 16Uhr Abflugszeit) gestartet.

Durch Pepe durften wir den Security Check recht schnell vollziehen und konnten auch vor allen anderen Fluggästen an Bord. Unsere Plätze mit Babybay waren geräumiger als die üblichen Plätze. Allerdings wird das größere Platzangebot durch die erhöhte Menge an Spielzeug und Babyutensilien wieder „zunichte“ gemacht 😉

Pepe hat sein an der Wand hängendes Bett recht schnell akzeptiert und quietschte begnügt mit seinem Spielzeug darin.


Entgegen seiner normalen Zubettgehzeit haben wir ihn dann eine Stunde früher, d.h. gegen 18Uhr deutscher Zeit, hingelegt – und er schlief bis zur Landung  nahezu durch.

Die Betreuung durch Lufthansa vor dem Flug (d.h. Buchung der Sitzplätze und des Babybays) als auch während des Flugs war ausgezeichnet. Am Ende wurden uns (und anderen mit Kleinkindern) sogar die übrig gebliebenen Babybreie geschenkt  🙂

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